Lehrplan 21 und Sonderpädagogik
Kategorie Institutsthema
Mit der Absicht heilpädagogische Fachpersonen in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, werden auf dieser Seite sonderpädagogisch relevante Aspekte des neuen Lehrplans erläutert.
Je nach Kanton ist seit der Einführung des Lehrplan 21 einige Zeit verstrichen. Aus den bisher gemachten Erfahrungen haben sich bestimmte Themen herauskristallisiert. Sie werden einführend kurz umrissen; vertiefende Informationen finden sich über die Links.
Die Entwicklungslogik des Lehrplan 21 nutzen
Zentrales Element des Lehrplan 21 sind Kompetenzbeschreibungen und deren Abstufungen. Die Entwicklungslogik dieser Kompetenzstufen über drei Zyklen kann in der förderdiagnostischen Arbeit durch Schulische Heilpädagogen und Heilpädagoginnen (SHP) vielfältig genutzt werden.
Die Beziehung zwischen ICF und Lehrplan 21 verstehen
Die internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit und Behinderung (ICF) hat sich seit 2005 in der sonderpädagogischen Diagnostik etabliert. Die Beziehung zwischen der Systematik der ICF und dem Lehrplan 21 wirft deshalb Fragen auf und will gut verstanden werden. Über die Kompetenzbeschreibungen hinaus macht der Lehrplan 21 auch Aussagen zum didaktischen Vermittlungskontext als inklusiver Pädagogik, also einer Pädagogik, welche auch sonderpädagogische Anliegen umfasst. In diesen Textabschnitten des neuen Lehrplans finden sich z. B. zentrale sonderpädagogische Postulate wie die Voraussetzungen der Lernenden zu berücksichtigen oder die Inhalte binnendifferenziert anzubieten.
Überfachliche Kompetenzen
Überfachliche Kompetenzen sind aus sonderpädagogischer Sicht zentrales Element der Förderplanung bei besonderem Bildungsbedarf, handelt es sich doch um allgemeine Lebenskompetenzen. Unabhängig von den kognitiven Voraussetzungen werden sie von allen Lernenden angestrebt. Es gibt wohl kaum einen Förderplan, in dem überfachliche Kompetenzen nicht eine massgebliche Rolle spielen. Aus sonderpädagogischer Sicht interessiert, wo sich Elemente überfachlicher Kompetenzen in den Fachbereichen wiederfinden.
Anwendung des Lehrplan 21 bei komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen
Mit der Einführung des Lehrplan 21 wurde deutlich, dass eine zu starke Orientierung an der Fächerlogik einer angemessenen Bildungsplanung bei komplexen Behinderungen resp. ausgeprägten kognitiven Beeinträchtigungen nicht gerecht werden kann. Seit dem Mai 2019 steht für diese Gruppe von Lernenden eine sehr hilfreiche Erweiterung des Lehrplan 21 zur Verfügung, die «Anwendung des Lehrplan 21 bei komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen». Diese Erweiterung wurde von der Erziehungsdirektorenkonferenz der Deutschschweiz verabschiedet. Sie kann als Grundlage einer Bildungsplanung beigezogen werden.
Entwicklungen beobachten und Lernen begleiten
Um sonderpädagogische Fachpersonen in ihrer förderdiagnostischen Arbeit zu unterstützen, hat die Bildungsdirektion des Kantons Bern mit «Entwicklungen beobachten und Lernen begleiten» (EBLB) eine sehr hilfreiche Erweiterung des Lehrplan 21 herausgegeben. Zu zentralen Kompetenzbeschreibungen des Zyklus 1 werden förderdiagnostische Fragen formuliert und zu deren Beantwortung entsprechende Beobachtungssettings vorschlagen.
Lehrmittel
Einzelne Lehrmittel, welche konsequent auf den Zyklen des Lehrplan 21 respektive auf dessen Kompetenzbeschreibungen aufbauen, sind bereits publiziert oder in Vorbereitung. Aus sonderpädagogischer Sicht bemerkenswert ist das Lehrmittel «MATHWELT» (1. und 2. Zyklus). Es bietet gemeinsame Lernanlässe für einen Unterricht in hoch heterogenen Klassen. Bereits für den Beginn des 1. Zyklus, also für den Kindergarten, werden Inhalte angeboten. Das Lehrmittel «Lernlandkarten Deutsch» z. B. unterstützt Kinder der Primarstufe mit aus dem Lehrplan 21 adaptierten Kompetenzbeschreibungen in ihrer Selbsteinschätzung.
Links
- Broschüre: Anwendung des Lehrplans 21 für Schülerinnen und Schüler mit komplexen Behinderungen in Sonder- und Regelschulen