BuS21: Besondere Förderwoche an der HfH
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Die Bewegungs- und Sprachförderwoche für Kinder mit Trisomie 21 (BuS21) fand im Juli 2022 bereits zum achten Mal statt. Das diesjährige Thema war «Recycling».
An der Förderwoche vom 25. bis 29. Juli 2022 nahmen fünf Kinder im Alter von sieben Jahren teil. Zum Abschluss der Woche haben wir die beiden Projektleiterinnen Christina Arn und Susanne Störch Mehring zu einem Interview getroffen.
Was ist BuS21?
Kindern mit Trisomie 21 kann es schwer fallen, lange Sätze zu bilden und sie können Mühe mit der Aussprache haben. Um auch sie für den Schul- oder Kindergartenstart vorzubereiten, findet die Bewegungs- und Sprachförderwoche für Kinder mit Trisomie 21 (BuS21) statt: Förderung durch Spass und Spiel in der Gruppe.
Bereits seit acht Jahren bieten die Dozentinnen Christina Arn (Logopädie) und Susanne Störch Mehring (Psychomotoriktherapie) den Studierenden im Rahmen eines Wahlmoduls die Möglichkeit, fachübergreifend mit Kindern zu arbeiten und im Studium Erlerntes anzuwenden. Den Impuls gab damals die Elternorganisation Insieme 21. Inzwischen ist BuS21 ein Wahlmodul im Bachelorstudiengang Logopädie sowie Psychomotoriktherapie.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Planung der diesjährigen Förderwoche?
Der Zeitpunkt der BuS21-Woche war organisatorisch etwas schwierig, da der Zeitraum in diesem Jahr in den Teil der Sommerferien fällt, in denen die meisten Familien im Urlaub sind. Aus diesem Grund haben wir dieses Jahr eine kleinere Gruppe gehabt. Und für das effektive Planen und Umsetzen der Durchführungswoche im Haus stehen uns jeweils nur fünf Arbeitstage im Vorfeld zur Verfügung. Rückblickend war es eine sehr intensive Zeit, die genau durchgetaktet werden musste. Die Vorbereitungen starteten bereits im Januar, dann trafen wir uns alle zwei Monate und haben weitere Details besprochen.
Mit welchen Erwartungen geht ihr an das Modul? Welche Erwartungen habt ihr an Student:innen?
Sowohl die Student:innen als auch wir haben sehr grosse Erwartungen an dieses Modul. Es ist eine Herausforderung, bestmöglich auf die Woche vorbereitet zu sein, aber trotzdem genügend Flexibilität zu bewahren, um auf Situationen, die sich spontan ergeben, adäquat reagieren zu können. Diese Balance zwischen Vorbereitung und Flexibilität ist essenziell – und ein Lernprozess.
Wir erwarten, dass die Studierenden die Situationen weitgehend eigenverantwortlich bewältigen können; dass sie beobachten, und in der Lage sind zu entscheiden, was wann wichtig ist; dass sie Entscheidungen für die Gruppe treffen können; dass sie den Eltern ein erstes, professionelles Feedback zum Lernprozess geben können (was und wie erlebt wird und was das Kind lernen konnte). Wir geben bei Bedarf Inputs oder greifen in Einzelfällen ein, aber die Student:innen meistern die Woche möglichst selbstständig. So sind Erfolgserlebnisse garantiert.
Was habt ihr zum Motto «Recycling» für die Kinder vorbereitet?
Wir haben gewisse Begriffe herausgepickt – beispielsweise «sammeln» und «sortieren». Das Thema Nachhaltigkeit stand im Vordergrund, wie beispielsweise das Verwerten von Tetra Pak aus denen wir Autos gebastelt haben. Für die Räume gab es Dekorationen aus Abfall wie Büchsen und Marmeladegläser. Der Bericht an die Eltern wurde als Flaschenpost in PET-Flaschen übergeben.
Die Flaschenpost aus PET-Flaschen diente der Kommunikation mit den Eltern.
Die BuS21 wurde dieses Jahr unter dem Motto «Recycling» durchgeführt.
Wie sieht ein Tagesablauf aus? Welche Begrüssungs- bzw. Verabschiedungsrituale gab es?
Rituale und ein klarer Tagesablauf dienen der Orientierung. Wir hatten für jedes Kind eine individuelle Begrüssung, so konnten alle für einen kurzen Moment im Mittelpunkt stehen. Dies erleichterte das Ankommen in der Gruppe, nicht nur in einem neuen Raum. Die Kinder kannten sich nicht untereinander, aber ziemlich schnell waren die Namen klar. Dann hatten wir auch einen «Güselsong» zum Thema Abfall und jeweils eine andere Verabschiedung am Ende des Tages.
Was haben die Kinder in Bezug auf die Förderschwerpunkte gelernt?
Das ist eine schwierige Frage. Geht es um einzelne Kinder oder Fortschritte als Gruppe? Die Förderwoche dauerte zwar nur fünf Tage, aber die Schritte sind für die Kinder riesig. Fähigkeiten, wie sich in einer Gruppe zurechtzufinden und miteinander zu kommunizieren sind Neuland für die meisten. Die Kinder kommen zwar aus einem integrativen Umfeld, aber sie sind stark orientiert an Erwachsenen. Deshalb ist der Kontakt mit Gleichaltrigen so wertvoll und unabdingbar für einen erfolgreichen Start ins kommende Schuljahr.
Was lernen die Studierenden, das nicht im Lehrbuch steht?
Sie lernen, wie sie das theoretische Wissen selbstständig in die Praxis umsetzen können. Wie kann man planen, aber trotzdem flexibel bleiben? Das Variieren und Ausprobieren sind zudem wichtig. Reflektierte Entscheidungen treffen und Umdenken gehören ebenso dazu. Und wir sind überzeugt, dass die Zusammenarbeit über zwei Fachgebiete hinweg und der Austausch untereinander einen Mehrwert für alle Beteiligten darstellt.
Rückblickend auf die vergangenen acht Jahre, was waren die schönsten Erlebnisse?
Das waren definitiv die Freitage, dann werden die Kinder jeweils diplomiert. Sie stehen auf dem Podest und man sieht ihnen förmlich an, wie stolz sie sind. Alle sind anwesend: die Studierenden, welche die Kinder durch die Woche begleitet haben, die Eltern und Freunde. Es ist ein tolles Gefühl, welches uns immer in Erinnerung bleiben wird. Manchmal verdrücken wir auch eine Träne, weil es so emotional ist. Dann sind da auch positive Rückmeldungen und einzelne Momente, die einem im Gedächtnis hängen bleiben, beispielsweise ein Student, wie er mit drei Kindern auf dem Sofa herumtobt und wie vergnügt alle waren.
Wo seht ihr Entwicklungspotential für das Projekt?
Wir streben die Vernetzung der Hochschulen an und möchten die bestehende Kooperation ausbauen.
Autorinnen: Kira Gudenrath, BA und Kristina Vilenica, MA, Hochschulkommunikation, HfH