Mad Pride 2022

Kategorie News

Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Probleme im Bereich von Erleben und Verhalten sind in der Schweiz jedoch keine Seltenheit. Am 18. Juni 2022 findet die nationale Mad Pride statt. Mit einem Umzug durch die Berner Altstadt und anschliessendem Fest auf dem Bundesplatz soll zur Sensibilisierung und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen beigetragen werden.

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Annette Krauss Titel Dr. phil.

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Advanced Researcher

Probleme im Bereich von Erleben und Verhalten sind nicht selten. Eine Studie aus dem Institut für Verhalten, sozio-emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung der HfH konnte beispielsweise zeigen, dass bei jeder/jedem fünften Jugendlichen (21,9 %) Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vorliegen (Schellenberg et al., 2021). Die grossangelegte repräsentative Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS; Klipker et al., 2018) zeigt des Weiteren, dass 16,9 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren als psychisch auffällig eingestuft werden können. Zudem kam es während der Covid-Pandemie zu einer Zunahme von Angst, Stress und anderen Belastungsreaktionen bei Kindern und Jugendlichen (Ravens-Sieberer et al., 2021). 

Aber nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern auch im späteren Lebensverlauf gehören psychische Störungen zu den häufigsten Erkrankungen in der Bevölkerung. So ist fast jede zweite Person in der Schweiz irgendwann in ihrem Leben von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung betroffen (Blaser & Amstad, 2016; Wittchen & Jacobi, 2005). 

Die Prävention und Gesundheitsförderung im Bereich der psychischen Gesundheit stellt den hohen Prävalenzraten entsprechend ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Ziel dar. Sensibilisierung und Entstigmatisierung sind eine notwendige Voraussetzung, um psychischen Auffälligkeiten adäquat begegnen zu können. Nur wenn hartnäckigen Tabus und Stigmata abgebaut werden, können psychische Leiden normalisiert und damit als normale menschliche Erfahrungen angesehen werden. Jeder und Jede kann etwas dafür tun; beispielsweise indem offener über die Thematik gesprochen wird. 

Ein wichtiger nationaler Anlass, der das Ziel der Sensibilisierung und Entstigmatisierung verfolgt, ist die Mad Pride, die am Samstag, 18. Juni 2022 in Bern stattfindet. Die Mad Pride wurde 1993 in Toronto gegründet, wird inzwischen in vielen Ländern durchgeführt und soll dazu beitragen, negative Stereotypen im Bereich der psychischen Krankheiten aufzulösen. Alle sind willkommen an der Mad Pride teilzunehmen – Betroffene, Angehörige, Fachpersonen, Interessierte und Passant:innen.

Weitere Informationen sind unter https://madpride.ch zu finden.

Literatur

  • Blaser, M., & Amstad, F. (2016). Psychische Gesundheit über die Lebensspanne. Grundlagenbericht. Gesundheitsförderung Schweiz.
  • Klipker, K., Baumgarten, F., Göbel, K., Lampert, T., & Hölling, H. (2018). Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring, 3(3), 37-45. https://doi.org/10.17886/RKI-GBE-2018-077 
  • Ravens-Sieberer, U., Kaman, A., Otto, C., Adedeji, A., Napp, A.-K., Becker, M., Blanck-Stellmacher, U., Löffler, C., Schlack, R., & Hölling, H. (2021). Seelische Gesundheit und psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der COPSY-Studie. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 64(12), 1512-1521. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03291-3
  • Schellenberg, C., Pfiffner, M., Krauss, A., De Martin, M., & Georgi-Tscherry, P. (2021). EIL - Enhanced Inclusive Learning. Nachteilsausgleich und andere unterstützende Massnahmen auf Sekundarstufe II: Schlussbericht. Hochschule für Soziale Arbeit Luzern & Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. 
  • Wittchen, H.-U., & Jacobi, F. (2005). Size and burden of mental disorders in Europe — a critical review and appraisal of 27 studies. European Neuropsychopharmacology, 15(4), 357-376. https://doi.org/10.1016/j.euroneuro.2005.04.012