Weltautismustag 2021: Leben mit Autismus in der Corona-Krise
Kategorie News
Der jährlich am 2. April stattfindende Weltautismustag wird üblicherweise auch in der Schweiz mit vielen besonderen Aktionen der Interessensverbände zur Sensibilisierung für die Lebenssituation und die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus genutzt.
Wie schon im letzten Jahr verlagern sich die angestrebten Aufklärungsmassnahmen gegenwärtig in virtuelle Kanäle, zudem sind sie sehr stark durch das Thema «Leben mit Autismus in der Corona-Krise» geprägt. Im Folgenden möchten wir Sie gerne auf aktuelle Studien und Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus sowie ihre Angehörigen aufmerksam machen.
Buch «Menschen im Autismusspektrum und die Corona-Pandemie». Christine Preissmann – Ärztin für Psychotherapie und Selbstbetroffene mit dem Asperger-Syndrom – hat bereits im Herbst letzten Jahres Erfahrungsberichte zahlreicher Menschen mit Autismus sowie ihrer Angehörigen gesammelt und in ihrem Buch «Menschen im Autismusspektrum und die Corona-Pandemie» sehr anschaulich zusammengetragen. Sie zieht das Fazit, dass einerseits vergleichbare Ängste, Sorgen und Nöte wie bei anderen Personen auftreten, andererseits autismusspezifische Aspekte zu beobachten sind. Diese fasst sie als Chancen und Herausforderungen zusammen. So erleben viele Menschen mit Autismus den Wegfall gewohnter Strukturen und Abläufe, die erforderliche Flexibilität und die Einschränkung vertrauter Kontakte als sehr belastend. Demgegenüber steht insbesondere bei Erwachsenen mit Autismus das positive Erleben der Reduktion von sensorischen und sozialen Anforderungen und Stressoren durch die vermehrten Aufenthalte im eigenen Haushalt und die Verringerung von Kontakten.
Elternbefragung «Schule und Autismus – Was können wir aus der Corona-Krise lernen?». Die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Autismus und ihren Familien während des Lockdowns im Frühjahr 2020 fokussiert die Elternbefragung «Schule und Autismus – Was können wir aus der Corona-Krise lernen?». Diese betrachtet sowohl die Gestaltung des Fernunterrichtes als auch das Erleben von Stress und Zufriedenheit im familiären Alltag, auf der Ebene der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Eltern. Ähnlich wie in der Untersuchung von Christine Preissmann zeigte auch diese Studie, dass sich die besondere Situation sehr unterschiedlich ausgewirkt hat.
So berichten zahlreiche Eltern von einer deutlichen Entspannung ihrer Kinder während der Schulschliessung und einer damit verbundenen Stressreduktion auch für die Familien, während andere Eltern ein stark erhöhtes Stresserleben, insbesondere auf der familiären Ebene, beschreiben. Eine Schlussfolgerung der gewonnenen Erkenntnisse liegt in der Notwendigkeit der Sensibilisierung für Stressfaktoren und Wege der Stressreduktion im schulischen Alltag. Erste Ergebnisse der von Sandra Kamm Jehli und Prof. Dr. Andreas Eckert durchgeführten Studie werden im Mai 2021 in der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik publiziert werden. Eine ausführlichere Darstellung wird im Frühjahr in einem Forschungsbericht folgen, der auf der Seite der Fachstelle Autismus der HfH zur Verfügung stehen wird.
Bericht von Autismus Europa. Einen sehr umfassenden Einblick in die Wirkung der Pandemie auf Menschen mit Autismus und ihre Familien bietet darüber hinaus ein ausführlicher Bericht von Autismus Europa (auf der Website des Interessenverbandes in englischer Sprache erhältlich), der die Ergebnisse einer internationalen Studie aus dem Jahr 2020 zusammenfasst.
Aktion zum Weltautismustag. Abschliessend möchten wir auf eine aktuelle Aktion zum Weltautismustag in der Schweiz hinweisen. So hat autismus deutsche schweiz als Verein für Angehörige, Betroffene und Fachleute pünktlich zu diesem Datum die Aktion «Wir sagen nach einem Jahr ‘Corona’ zusammen DANKE» gestartet. Mit dieser werden persönliche Danksagungen in schriftlicher oder bildlicher Form zusammengetragen und am 2. April auf den Social-Media-Kanälen und der Website des Vereins veröffentlicht.