Forschung und Lehre an Pädagogischen Hochschulen

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Die Pädagogischen Hochschulen der Schweiz sind angehalten, die Forschung in ihren Institutionen zu fördern (Qualitätsentwicklung und Bildung von forschungsethischen Grundsätze, Qualifikationen von Forschenden, Konstituierung von Forschungsschwerpunkten) und sie mit der Ausbildung zu verbinden (Minimalstandards wissenschaftlichen Wissens für Studiengänge, Qualifikation von Dozierenden). Diese Verbindung wird in den verschiedenen Institutionen unterschiedlich organisiert.

Projektleitung

Kurt Häfeli Titel Prof. Dr. em.

Funktion

Ehemaliger Leiter Forschung und Entwicklung

Fakten

  • Dauer
    01.2010
    12.2010
  • Projektnummer
    5_24

Fragestellung

Im Rahmen einer Ist-Zustand Analyse klärte das Projekt folgende Hauptfragen: Welche Aspekte werden als zentral bewertet für bestehende Konzepte oder Handlungspraktiken, die eine Verbindung zwischen Forschung und Ausbildung informell oder formell regeln? Über welche personalpolitischen Konzepte und Entwicklungsperspektiven verfügen die Pädagogischen Hochschulen der Schweiz? Und inwiefern werden die Studierenden an den PH in die Forschung einbezogen? Auf der Grundlage dieser Auslegeordnung wurde ein Ergebnisbericht verfasst, der der COHEP (Confèrence suisse des rectrices et recteurs des hautes écoles pédagogiques) als Auftraggeberin vorliegt.

Methodisches Vorgehen

In einer ersten Phase wurden in einzelnen Experteninterviews die interessierenden Themengebiete sondiert. Befragt wurden dazu sechs Personen aus verschiedenen Pädagogischen Hochschulen der Schweiz (HfH, PH Schaffhausen, PHZH, PH St. Gallen, Universität Genf). Mit dieser Vorabklärung war es möglich, eine Grundlage für die Entwicklung eines halbstrukturierten Gruppeninterviews zu schaffen. Mit 31 Vertreterinnen und Vertretern der Kommissionen der Bereiche «F&E» und «Ausbildung» aller Pädagogischen Hochschulen der Schweiz wurden dann Gruppeninterviews durchgeführt (Handhabung einer Verbindung, Qualifikation der Personen in F&E und in der Lehre, Forschungsverständnis und Ausbildungsverständnis, Einbezug der Studierenden in diese Verbindung). Die Interviews wurden transkribiert und kategorienbasiert analysiert. Damit sind vier Verbindungskonzeptionen rekonstruiert worden.

Ergebnisse

Die Pädagogischen Hochschulen der Schweiz befinden sich auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen innerhalb des Tertiarisierungsprozesses. Das bedeutet, dass die Institutionen ihre Wissenschaftsorientierung verschieden auslegen. Allen Vertreterinnen und Vertretern der Institutionen scheint es wichtig, dass die beiden Bereiche Forschung und Lehre eine gemeinsame «Bewirtschaftung, Sozialisierung und Anwendung von Forschungswissen» (Bettoni, Bernhard & Schiller, 2009, S.130) anstreben. Die Verbindungsarten können in vier Verbindungskonzeptionen dargestellt werden: Einerseits gibt es die Personalunion, in der beide Bereiche die Verbindung in einer Person finden (ähnlich dem universitären Modell), andererseits sind drei Verbindungskonzeptionen, in denen beide Bereiche organisatorisch getrennt sind. Diese Bereiche haben in gradueller Abstufung einen mehr oder weniger engen Austausch und gegenseitigen Nutzen:

  • Verbindungskonzeption lose Verbindung: Die beiden Bereiche stehen in loser Verbindung miteinander. Diese Verbindung wird eher negativ bewertet und kann als Übergangsstadium verstanden werden.
  • Verbindungskonzeption erweiterter Auftrag: Es findet ein Erkenntnistransfer von der Forschung in die Lehre und ins Berufsfeld statt. Die Lehre steht mit der Forschung in Verbindung, um berufsbezogene Probleme als Forschungsideen zu kommunizieren (unidirektional). In dieser Verbindungskonzeption gibt es zudem so genannte Dozierendenforschung; Dozierende nehmen an Forschungsprojekten teil oder initiieren diese selbst. Dafür wird vom Bereich der Forschung eine Qualifikation in Forschungsmethoden gefordert. Weiter fördert der Bereich Forschung forschungsmethodische Kenntnisse der Studierenden (Methodenworkshops) und Dozierenden. Die meisten Institutionen arbeiten in einer Verbindungskonzeption im Sinne des erweiterten Auftrags.
  • Verbindungskonzeption Zusammenarbeit: Hierbei werden aus beiden Bereichen Personen zu einem Team zusammengestellt, die zeitlich begrenzt für ein Forschungsprojekt oder eine Lehrveranstaltung (Modul) zusammenarbeiten. Der Vorteil liegt in der Kumulation der Kompetenzen und des mehrfachen Transfers der Erkenntnisse; einerseits gibt es hier einen Austausch innerhalb des Teams, andererseits kommt diese Wissensgenerierung in die beiden Bereiche wieder zurück (zirkulär).

Unterschiedliche Erwartungshaltungen zeigen für die Verbindungskonzeptionen der losen Verbindung und des erweiterten Auftrags die Gefahr der Hierarchisierung; der Bereich F&E fordert Qualifikation im Bereich Lehre, umgekehrt ist dies aber kaum der Fall.

Publikationen