Stottern

Kategorie Institutsthema

Eine Million Menschen stottern im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich). Damit ist Stottern bei Erwachsenen die häufigste und bei Kindern die zweithäufigste Sprechstörung.

Kontakt

Wolfgang G. Braun Titel Prof.

Funktion

Senior Lecturer, Leiter Förderzentrum

Die Fachwelt ist sich einig: Je früher eine Behandlung von Stottern initiiert wird, desto höher sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie und normalen Redefluss. Voraussetzung hierfür ist eine frühe Erkennung des Stotterns. Dabei ist zu beachten, dass viele Kinder eine Phase der normalen Unflüssigkeiten durchlaufen.

Normale Unflüssigkeiten oder beginnendes Stottern?

Alle Menschen sprechen unflüssig – mehr oder weniger. Manchmal müssen wir überlegen, ob das Wort, das wir sagen wollen, wirklich das richtige ist und machen eine Pause vor dem Wort. Oder: Uns fällt ein Wort nicht ein und wir füllen die Pause mit einem mehr oder weniger lang gezogenen «ääähhhhm». Vielleicht merken wir in einem Satz, dass wir eigentlich etwas ganz anderes sagen wollten, brechen den Satz ab und fangen mit einem anderen Satz ganz neu an. Das ist völlig normal und fällt uns in der Regel gar nicht besonders auf. Wir würden es auch nie als Stottern bezeichnen.

Junge Kinder im Spracherwerb machen so etwas gehäuft, weil sie noch nicht so viele Wörter gelernt haben und noch nicht so sicher im Satzbau oder der Artikulation sind. Sie brauchen deswegen mehr Zeit, um ihre Rede zu planen und sind daher oftmals etwas verunsichert.

Wenn die Häufigkeit der Unflüssigkeiten für Sie als Bezugspersonen auffällig wird, dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Vielleicht sind auch Unflüssigkeiten dabei, die nicht zu diesen normalen Unflüssigkeiten gehören. Das heisst noch nicht, dass das Kind stottert, aber man sollte es dann im Auge behalten und eventuell einer Logopädin oder einem Kinderarzt vorstellen. Die Logopädin kann genauer feststellen, ob und zu welchem Anteil auffällige Unflüssigkeiten im Sprechen Ihres Kindes vorhanden sind. Ihr Kinderarzt kann die Notwendigkeit einer solchen logopädischen Abklärung genauer beurteilen. Eine Beratung und Abklärung können, müssen aber nicht in eine Therapie münden.

Mit den beiden Online-Tools RedeflussKompass online für Eltern und Bezugspersonen sowie StotterKompass online für Fachpersonen bietet die HfH ein ökonomisches und wissenschaftlich erprobtes Verfahren zur Früherkennung respektive zur Ersterfassung und Erstberatung bei Redeunflüssigkeiten an.

Für Eltern

RedeflussKompass (RFK) online. Er dient der Beurteilung von Sprechunflüssigkeiten bei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren durch Eltern und Bezugspersonen (Tageseltern und Personen, die viel mit dem Kind zusammen sind). Der RedeflussKompass online beantwortet die Frage, ob der Gang zum Kinderarzt oder eine Abklärung / Beratung bei einer Logopädin notwendig ist.

Sorgen wegen dem Sprechen oder der Sprache des Kindes? Sie machen sich wegen dem Sprechen oder der Sprache Ihres Kindes Sorgen? Das ist ein ausreichender Grund für ein Gespräch mit dem Kinderarzt, eventuell auch für eine Abklärung bei einer Logopädin. Nach dem Gespräch mit dem Kinderarzt bzw. der logopädischen Abklärung können Sie Ihre sorgenvollen Gedanken besser ordnen.

Normale Unflüssigkeiten oder beginnendes Stottern? Sie haben den Verdacht, dass Ihr Kind stottern könnte oder beginnt zu stottern? Dann lesen Sie die Erklärungen zu den normalen Unflüssigkeiten und geben Sie Ihre Einschätzungen auf dem Online-Fragebogen ein. Integrierte Filmclips helfen bei der Einschätzung des Sprechens ihres Kindes. Sie finden eine Anleitung zur Handhabung des Online-Tools auf der Startseite des RedeflussKompass online. Insgesamt werden Sie nicht länger als 5 bis maximal 10 Minuten zur Beantwortung der Fragen benötigen.

Für Fachpersonen

StotterKompass online. Das Tool dient der Ersterfassung und Erstberatung bei kindlichen Redeunflüssigkeiten durch Fachpersonen (i.d.R. Logopäd:innen, Sprachtherapeut:innen, usw.). Mit ihm können die kindlichen Redeunflüssigkeiten als Stottersymptome beurteilt werden. Videofiles unterstützen die Beurteilung und bringen Klarheit für die Unterscheidung zu den normalen Unflüssigkeiten. Der StotterKompass online kann zudem eine wertvolle Hilfe für eine erste Beratung beim Gespräch sein, da er wichtige Zusammenhänge zwischen den stottertypischen Redeunflüssigkeiten und ihren Begleiterscheinungen, deren Häufigkeit und Intensität auf den Punkt bringend erklärt. Somit ist er auch ein Leitfaden für das erste Gespräch zwischen Fachperson und Bezugspersonen. Je nach Fall kann so ein Erstgespräch unter Einsatz des StotterKompasses online zwischen 20 und 45 Minuten dauern.

Einsatz. Als Instrument für Fachpersonen braucht der StotterKompass online vor seinem ersten Einsatz eine einmalige Vorbereitung. Mit der Lektüre der Kurzeinführung im Manual und einem gleichzeitigen Probedurchlauf im Online-Tool sollte sich die Fachperson innerhalb von etwa 20 Minuten für den erstmaligen Einsatz des StotterKompass online fit machen.

Stotterberatungsstelle

Informieren – Unterstützen – Entscheidungshilfen geben. Unter dem Dach des Förderzentrums bietet die HfH für Fachpersonen Informationen und Unterstützungsangebote rund um das Thema Stottern. Bei Fragen, Coaching oder Supervision kontaktieren Sie die Beratungsstelle via Mail an stotterberatung [at] hfh.ch.

  • Die häufigsten Fragen und Antworten zum Stottern im Kindes- und Jugendalter zusammengefasst auf einen Blick. Zur Seite
  • App STAN. Seit Ende November 2019 steht im iTunes Appstore und im Google Playstore für Fachpersonen und Betroffene im Bereich Redeflussstörungen eine von der HfH entwickelte Applikation zur Verfügung. STAN: Stottertherapie appintegrierte Nachsorge ist eine App, die den Übergang von Therapie in den Alltag individuell abgestimmt unterstützt. In einem dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsprojekt hat eine interdisziplinär besetzte Projektgruppe aus den Bereichen Logopädie und mobile Informationstechnologie (Kerngruppe: W. G. Braun, Prof., HfH, M. Frey, BA, L. Jopiti, BA, K. Köhler, MA, HfH) eine App mit über 250 methodenübergreifende Übungen entwickelt.

Informationen zum Video. Das Look and Feel der App wird gezeigt. Es gibt 12 methodenübergreifende Übungsgruppen mit über 250 Übungen, unter anderem: Bewertungsmöglichkeit für jede Übung; Anzeige durchgeführter und bewerteter Übungen; Informationen über Stottern und Stottertherapie; Social Media, Links und allgemeine Informationen; Therapiebereiche können ein- und ausgeblendet werden.

Präsentation STAN – Stottertherapie appintegrierte Nachsorge