Der Umgang mit sozial-emotional schwierigem Verhalten in der Kindersprachtherapie

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Es wurden Hintergründe zum Management von sozial-emotional schwierigen Verhalten in der Logopädie beleuchtet. Die Sichtweise von Logopäd:innen wurden systematisch dargelegt und Schlussfolgerungen für deren Tätigkeit gezogen.

Projektleitung

Jürgen Kohler Titel Prof. Dr.

Funktion

Senior Lecturer

Fakten

  • Dauer
    08.2021
    06.2024
  • Projektnummer
    2_16

Ausgangslage und Problemstellung

Der wechselseitige Zusammenhang von Sprachentwicklungsstörungen und herausforderndem Verhalten wird seit vielen Jahren immer wieder diskutiert und nachgewiesen. Spreer & Glück (2014) leiten daraus ab, «dass diese Kinder mit sprachlichem Förderbedarf nicht nur sprachheilpädagogischer Interventionen bedürfen, sondern in einigen Fällen darüber hinaus auch Unterstützung im Bereich des Sozialverhaltens und der Emotionalität» (ebd., S.78).

Doch wie sieht diese Unterstützung aus, wenn sie von den Sprachtherapeut:innen selbst geleistet wird? Dass Logopäd:innen mit dem sozial-emotional schwierigen Verhalten umgehen müssen und zwar, ob sie wollen oder nicht, liegt in der Natur der Sache. Sobald sozial-emotional problematisches Verhalten oder Erleben bei den Klienten in der Therapie auftaucht, wird die pädagogisch-therapeutische Fachkraft damit konfrontiert und muss sich diesem stellen. Insofern stellte sich vordergründig nicht die Frage der Zuständigkeit, sondern die Frage des Umgangs mit dem sozial-emotional schwierigem Verhalten, welche mit dem Projekt beantwortet wurde.

Methodik

Die Wahrnehmung der Logopäd:innen für die Problematik und ihre darauf abgestimmten Handlungsweisen wurden genau betrachtet. Das Projekt bediente sich dabei einer reichhaltigen Methodik: Es wurden sowohl qualitative Erhebungsmethoden (z.B. Leitfadeninterviews und Gruppendiskussion) und Auswertungsmethoden (Inhaltsanalyse) als auch eher quantitativ orientierte Erhebungsverfahren (Fragebogen und kontrollierte Einzelfallstudien) und Auswertungsmethoden (deskriptive und schliessende Statistik für Gruppen- und Einzelfallanalysen) eingesetzt. Dokumentenanalysen, die eher dem Mixed-Method-Design zuzuordnen sind und bei denen Fachbücher und schriftlich fixierte pädagogisch-therapeutischen Selbstverständnissen nach emotionsrelevanten Begrifflichkeiten analysiert wurden, triangulierten die Auswertungsverfahren. Theoretisch war das Projekt durch die Konsultation verschiedener theoretischen Richtungen im Gegenstandbereich (z.B. Emotionsregulation oder Theorie der kognizierten Kontrolle) ebenfalls breit aufgestellt.

Ergebnisse

Der gewonnene systematische Überblick zu den Wahrnehmungen von sozial-emotionalen Schwierigkeiten wird vom Verhalten «Vermeidung» und dem Erleben von «Unsicherheit» dominiert. Die gefundenen Umgangsweisen sind vielfältig. Sie werden von dem Aufbau- und der Pflege einer lösungsorientierten Beziehungsgestaltung sowie von Techniken geprägt, welche aus der Verhaltenstherapie und der systemischen Sichtweise abgeleitet werden können. Die Umgangsweisen werden aber vornehmlich intuitiv und ohne expliziten theoretischen Bezug von den Logopäd:innen beschrieben. Einzelne weiterführende Handlungsempfehlungen wie z.B. der therapeutische Einsatz von Puppen oder der Ansatz der Transaktionsanalyse wurden aus der einschlägig spezialisierten Heil- und Sonderpädagogik für das logopädische Setting adaptiert und dem Fachpublikum zur Verfügung gestellt (Kohler, 2024).

Fazit für die Praxis

Auch wenn verschiedene Wahrnehmungen und Umgangsweisen mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie nun benannt und teilweise differenziert sind, steht die Überprüfung der Nützlichkeit und Wirksamkeit der Interventionen aus. Dies kann zum einen empirisch geschehen, wobei Mixed-Method-Designs mit starkem Anteil von Elementen der Praxisforschung als die Methoden der Wahl erscheinen. Es kann aber auch auf theoretische Art und Weise geschehen, indem die Ergebnisse der Wirksamkeitsforschung oder der Grundlagenforschung aus benachbarten Handlungsbereichen wie der Psychotherapie oder der Heil- und Sonderpädagogik auf die Logopädie übertragen werden.

Literatur

  • Spreer, M. & Glück, C. (2014). Herausforderndes Verhalten im Kontext sprachlicher Entwicklung. In K. Popp. & A. Methner (Hrsg.), Schülerinnen und Schüler mit herausforderndem Verhalten: Hilfen für die schulische Praxis (S.73–83). Kohlhammer.
  • Kohler, J. (Hrsg.) (2024). Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie. Beltz.

Publikationen

  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotional schwierigem Verhalten in der Kindersprachtherapie.
    Trinationaler Studierendencampus ,
    Rorschach, Schweiz.
  • Kohler, J.
    (2022, April 22).
    Emotionsregulation in der Logopädie.
    Schulblatt Solothurn.
  • Scharf-Mayer, G., & Kohler, J.
    Umgang mit Emotionen bei Erwachsenen in der Aphasietherapie
    [Konferenzvortrag].
    Emotionsregulation in der Logopädie,
    Zürich, Schweiz.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-schwierigem Verhalten in der Kindersprachtherapie
    [Konferenzvortrag].
    14. Konferenz der Dozierenden im Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung,
    Zürich, Schweiz.
  • Igel, C., Löwensberger, M., & Kohler, J.
    (2022).
    Beziehung und Emotion in der Therapie: Handlungsempfehlungen für die Beziehungsgestaltung und den Umgang mit Emotionen in der Logopädie.
    Therapie Lernen,
    1
    (Heft 22/23),
    16–22.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie,
    Heidelberg, Deutschland.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie,
    Koblenz, Deutschland.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie,
    Oldenburg, Deutschland.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie,
    Hamburg, Deutschland.
  • Kohler, J.
    Auftreten von sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der logopädischen Therapie und der Umgang damit
    [Konferenzvortrag].
    dbl- Kongress,
    Erlangen, Deutschland.
  • Kohler, J.
    (2023).
    Sozial-emotionale Schwierigkeiten in der Logopädie: Teilergebnisse einer Online-Befragung unter Logopäd*innen.
    Forum Logopädie,
    37
    (5),
    24–30.
  • Kohler, J.
    Der Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Kindersprachtherapie
    [Konferenzvortrag].
    III Münchner Fachtag der Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie,
    München, Deutschland.
  • Kohler, J. (Hrsg.).
    (2024).
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie.
    Beltz.
  • Kohler, J.
    (2024).
    Weitere nützliche Perspektiven zur Emotionsregulation in der Logopädie.
    In J. Kohler (Hrsg.),
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie
    (S. 41–77).
    Beltz.
  • Kohler, J.
    (2024).
    Sozial Emotionale Schwierigkeiten aus Perspektive von Logopädinnen – Ergebnisse von Gruppendiskussionen und Leitfadeninterviews.
    In J. Kohler (Hrsg.),
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie
    (1, S. 115–133).
    Beltz.
  • Kohler, J.
    (2024).
    Darstellung einer umfangreichen Online-Befragung.
    In J. Kohler (Hrsg.),
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie
    (S. 135–171).
    Beltz.
  • Kohler, J.
    (2024).
    Emotionsregulation bei Mutismus.
    In J. Kohler (Hrsg.),
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie
    (S. 305–312).
    Beltz.
  • Kohler, J.
    (2024).
    Emotionsregulation bei Stottern.
    In J. Kohler (Hrsg.),
    Emotionsregulation in der Logopädie: Zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Logopädie
    (S. 313–323).
    Beltz.
  • Kohler, J.
    Wahrnehmung und Umgang mit sozial emotionalen Schwierigkeiten von Logopädinnen in der Sprachtherapie
    [Konferenzvortrag].
    16. Konferenz der Dozierenden im Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung,
    Berlin, Deutschland.