Die Rolle der Blickrichtung in der Gebärdensprache

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Eine Untersuchung von produktiven Gebärden in Interaktionen mit gehörlosen und schwerhörigen Gebärdensprachbenutzern

Produktive Gebärden sind ein wichtiger Bestandteil von Gebärdensprachen. Sie liegen an der Schnittstelle zwischen konventionalisierten Gebärden und Gesten. Dieses Projekt untersucht produktive Gebärden im Hinblick auf drei Ziele.

  1. Interaktionsanalyse von produktiven Gebärden. Produktive Gebärden wurden vermehrt in monologischen Erzählungen untersucht. In diesem Projekt werden produktive Gebärden erstmals auch in dialogischen Gesprächen erforscht. Dabei wird speziell das Blickverhalten als grammatikalische und als interaktionale Ressource der Gesprächsteilnehmer beschrieben.
  2. Verschiedene Gruppen von Gebärdensprachbenutzer. Es wird untersucht, wie produktive Gebärden von gehörlosen Frühlernenden und schwerhörigen Spätlernenden gehandhabt werden. Aufgrund des kleinen Korpus werden erste Tendenzen skizziert.
  3. Korpus-Lexikon Tool iLex. Produktive Gebärden sind Formen, deren Bedeutungen nicht konventionell festgelegt sind sondern lokal im Kontext definiert werden. Durch den Gebrauch der Korpus-Lexikon Software iLex wird gewährleistet, dass die Gebärden kohärent annotiert und in einem aufzubauenden Lexikon archiviert werden (siehe auch Projekt iLex-Korpus-Lexikon, 2011).

Projektleitung

Simone Girard-Groeber Titel Dr.

Fakten

  • Dauer
    10.2013
    10.2016
  • Projektnummer
    4_24

Projektteam

Finanzielle Unterstützung

Fragestellung

  1. In welcher Form und in welchem Ausmass kommen produktive Gebärden im monologischen und im interaktionalen Sprachgebrauch vor?
  2. Wie sind produktive Gebärden in die Dynamik der Interaktion eingebettet, speziell im Hinblick auf das Blickverhalten als grammatikalische und als interaktionale Ressource?
  3. Wie benutzen schwerhörige Spätlernende und gehörlose Frühlernende diese Gebärden in monologischen und in interaktionalen Daten?

Methodisches Vorgehen

Teilnehmer und Datenerhebung: Die Studie basiert auf Video-Daten von 4 schwerhörigen Spätlernenden und 4 gehörlosen Frühlernenden. Die Datenerhebung geschieht aufgrund von verschiedenen Interaktionsaufgaben, Diskussionen sowie dem Filmen des Mittagessens während dem Aufnahmetag.

Annotation: Alle Daten werden in iLex importiert. Ein Teil der Daten wird ins Deutsche übersetzt und dann detailliert annotiert (Segmentation von Gebärden, Lemmatisation, HamNoSys für Handformen, Annotation von Blickverhalten und Mundbilder).

Analyse: Nach der Annotation erfolgt eine erste deskriptive Analyse der produktiven Gebärden, welche die Grundlage für die weitere qualitative Untersuchung der produktiven Gebärden im sequentiellen Kontext bildet.

Ergebnisse

Das Projekt leistet einen Beitrag zu einer empirisch gesprächsanalytisch fundierten Beschreibung von produktiven Gebärden. Diese kann wiederum in der Ausbildung für Lehrer und Dolmetscher Verwendung finden.

Publikationen