Erweitertes Curriculum Sehbeeinträchtigung

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

In dem kooperativen Entwicklungsprojekt von SZBLIND und HfH werden gemeinsam mit den Schweizer Bildungsinstitutionen im Bereich Sehen einheitliche Standards zur Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Sehbeeinträchtigung entwickelt. Diese sollen den Institutionen, unabhängig von den sprachregionalen Kerncurricular, Orientierung und einen gemeinsamen Qualitätsrahmen zur Gestaltung von Bildungsangeboten im Bereich Sehen liefern. Der Fokus liegt dabei auf blinden- und sehbehindertenspezifischen Kompetenzen, welche für eine Teilhabe an den Kerncurricular notwendig sind. Zudem sollen die dafür notwendigen personellen, zeitlichen und materiellen Ressourcen in einem Leistungsmodell beschrieben werden.

Projektleitung

Fabian Winter Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens

Vivianne Visschers Titel Dr.

Funktion

Verantwortliche Forschung SZBLIND

Fakten

  • Dauer
    11.2023
    07.2026
  • Projektnummer
    3_35

Projektteam

Ausgangslage

Um an den geltenden Schweizer Curricular (Lehrplan 21, Plan d'études romand, Piano di studio) teilhaben zu können, benötigen Kinder und Jugendliche mit Sehbeeinträchtigung spezifische Unterstützungsangebote, z.B. in den Bereichen Brailleschrift, Access Technologien, Orientierung und Mobilität, Lebenspraktische Fähigkeiten oder Low Vision etc. (Allman & Lewis, 2014). Für die Bildungsinstitutionen ergibt sich daraus ein erweiterter Bildungsauftrag, welcher in Deutschland (Degenhardt et al. 2016), Grossbritannien (Hewett et al. 2023) und den USA (Allman & Lewis, 2014) in einem spezifischen oder erweiterten Curriculum festgehalten wird. Bislang fehlt ein solches Curriculum in der Schweiz, ebenso wie eine offizielle Anerkennung des zusätzlichen Bildungsauftrags. Folglich ist die Schaffung von einheitlichen Standards ein wichtiges Anliegen der Schweizer Bildungsinstitutionen im Bereich Sehen.

Der Dachverband für das Blinden- und Sehbehindertenwesen Schweiz (SZBLIND) hat sich diesem Anliegen angenommen und 2023 gemeinsam mit der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) das Projekt «Erweitertes Curriculum Sehbeeinträchtigung» gestartet.

Vorgehen

Es handelt sich um ein kooperatives Entwicklungsprojekt mit Forschungsanteilen. Das Projekt startet im November 2023 und endet im Oktober 2025. Die Laufzeit liegt bei 24 Monaten. Die Entwicklung gliedert sich in drei Teilschritte:

  • In einem ersten Schritt wird der Forschungs- und Erkenntnisstand zu spezifischen Curricula für Lernende mit Sehbeeinträchtigung mithilfe eines Literaturreviews zusammengefasst.
  • In einem zweiten Schritt werden Schweizer Expertinnen und Experten mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung im Bereich Sehen und aus unterschiedlichen Sprachregionen rekrutiert und in drei Gruppendiskussionen ein erster Entwurf für ein Erweitertes Curriculum Sehbeeinträchtigung erarbeitet.
  • In einem dritten Schritt wird der Entwurf in einer Delphi-Befragung Schweizer Fachpersonen aus dem Bereich Sehen in zwei Runden zur Vernehmlassung vorgelegt. Im Zuge dessen soll auch das Leistungsmodell durch die Fachpersonen evaluiert werden.

Abschliessend werden die Ergebnisse der drei Phasen in der Endfassung «Erweitertes Curriculum Sehbeeinträchtigung» zusammengeführt und dem SZBLIND zur Publikation übergeben.

Erwartete Ergebnisse

Das Berufs- und das Praxisfeld profitiert in mehrfacher Hinsicht von dem Projekt:

  • Die Entwicklung eines «Erweiterten Curriculums Sehbeeinträchtigung» wird zur Harmonisierung der kantonalen Angebotsvielfalt im Bereich Sehen beitragen.
  • Die Standards werden dazu beitragen, die Fachlichkeit im Blinden- und Sehbehindertenwesen langfristig sicherzustellen.
  • Das «Erweiterte Curriculum Sehbeeinträchtigung» wird zudem einen einheitlichen Qualitätsrahmen für die Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens liefern.
  • Die Standards können zur Evaluation sowie qualitativen Bewertung bestehender Angebote ebenso wie zur individuellen Förderplanung genutzt werden.
  • Das integrierte Leistungsmodell kann für die Verhandlungen mit Kostenträgern genutzt werden.
  • Die Standards werden einen Einfluss auf die Aus- und Weiterbildung von Schweizer Fachpersonen im Bereich Sehen haben.

Insgesamt wird das Projekt zur schulischen und gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Sehbeeinträchtigung beitragen.

Nach Projektabschluss werden die Ergebnisse durch den SZBLIND in den Schweizer Landessprachen publiziert. Zudem ist eine Fachtagung zum «Erweiterten Curriculum Sehbeeinträchtigung» geplant.

Literatur

  • Allman, C. B. & Lewis, S. (Hrsg.). (2014). ECC essentials: Teaching the expanded core curriculum to students with visual impairments. AFB Press, American Foundation for the Blind.
  • Degenhardt, S., Gewinn, W. & Schütt, M.-L. (Hrsg.). (2016). Für die Handlungsfelder Schule, Übergang von der Schule in den Beruf und Berufliche Rehabilitation. Spezifisches Curriculum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung. BoD – Books on Demand.
  • Hewett, R., Douglas, G., McLinden, M. & James, L. (2023). Development of a new curriculum framework for children and young people with vision impairment: A United Kingdom consultation using the Delphi approach. British Journal of Visual Impairment, https://doi.org/10.1177/02646196231157168