Das Projekt untersucht die Herausforderungen und Gelingensbedingungen der Inklusion auf der Sekundarstufe I in drei miteinander verbundenen Schritten. Zunächst wird der aktuelle Diskurs zur Inklusion mittels einer systematischen Literaturanalyse aufgearbeitet. Dabei werden zentrale Faktoren identifiziert, die den Erfolg inklusiver Ansätze auf dieser Schulstufe beeinflussen. Im zweiten Schritt wird durch Interviews mit Schulleitungen, Lehrpersonen und schulischen Heilpädagog:innen untersucht, wie Inklusion in der Praxis umgesetzt und erlebt wird. Diese Erkenntnisse ergänzen die theoretischen Ergebnisse der Literaturanalyse. Im dritten Teil wird schliesslich exemplarisch aufgezeigt, wie Inklusion im Fach Biologie konkret umgesetzt werden kann. Hierbei liegt der Fokus auf der gleichzeitigen Förderung inhaltlicher und sozialer Kompetenzen.
Teil 1: Einflussfaktoren auf die Inklusion im aktuellen Diskurs (Literaturanalyse)
Dieser Teil des Projekts zielt darauf ab, den aktuellen Diskurs zur Inklusion auf der Sekundarstufe I systematisch aufzuarbeiten. Die Literaturanalyse konzentriert sich auf den deutschsprachigen Raum und umfasst Studien aus dem Zeitraum 2000 bis heute. Berücksichtigt werden sowohl Primärstudien als auch Reviews und Überblicksartikel ohne eigene Erhebungen. Die Recherche erfolgt anhand festgelegter Suchbegriffe in Datenbanken wie ERIC, APA PsychINFO, PSYNDEX und Education Source. Nach der Auswahl werden die relevanten Artikel thematisch codiert und ausgewertet. Die Literaturanalyse beantwortet folgende Fragen:
- Wie werden die Herausforderungen der Inklusion auf der Sekundarstufe I in der bestehenden Literatur beschrieben?
- Welche Faktoren beeinflussen den Erfolg von Inklusion auf der Sekundarstufe I?
- Welche Gelingensbedingungen für Inklusion auf der Sekundarstufe I werden in der Literatur identifiziert?
Teil 2: Herausforderungen und Gelingensbedingungen in der Praxis (qualitative Fallstudien)
In diesem Abschnitt wird untersucht, wie Inklusion auf der Sekundarstufe I in der Praxis umgesetzt wird. Dazu werden vier Fallstudien in den Kantonen St. Gallen und Zürich durchgeführt, die unterschiedliche Organisationsformen (z. B. dreigliedrige Systeme, Schulen mit und ohne Förderzentren, Kleinklassen) sowie geographische Kontexte (städtisch, Agglomeration, ländlich) abdecken. Interviews mit der Schulleitung, zwei Klassenlehrpersonen sowie einer schulischen Heilpädagog:in bilden die Datengrundlage. Der Interviewleitfaden basiert auf den zentralen Fragestellungen des Projekts sowie auf den Ergebnissen der Literaturanalyse. Die Auswertung erfolgt durch qualitative Inhaltsanalyse. Zunächst werden die im Literaturreview identifizierten Hauptkategorien – wie Herausforderungen und Gelingensbedingungen der Inklusion – deduktiv auf das Interviewmaterial angewendet. Ergänzend dazu werden im induktiven Verfahren weitere praxisrelevante Kategorien aus dem Material entwickelt, um ein umfassendes Bild der Umsetzung von Inklusion zu erhalten.
Teil 3: Konkretisierung inklusiver Didaktik im Fach Natur-Technik
Im dritten Teil des Projekts steht das Fach Natur-Technik (mit Schwerpunkt Biologie) im Fokus, um zu zeigen, wie Inklusion in einem fachspezifischen Kontext umgesetzt werden kann. Dabei wird ein Ansatz erläutert, der sowohl die fachliche Förderung als auch die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen gleichzeitig anspricht. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass beide Bereiche eng miteinander verknüpft sind und gemeinsam gefördert werden können, um eine umfassende Inklusion zu ermöglichen.
Forschungsergebnisse zeigen, dass sozial-emotionale Kompetenzen einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Inklusion leisten, da sie den Schüler:innen helfen, sich selbst zu regulieren, im Team zu arbeiten und Konflikte konstruktiv zu lösen (Payton et al., 2020). Diese Kompetenzen sind entscheidend, um eine aktive Teilnahme aller Schüler:innen am sozialen und fachlichen Leben der Klasse zu gewährleisten. Auf der Grundlage von Metastudien sollen im Fach Biologie empirisch verifizierte Wirkfaktoren zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen integriert werden. Das Projekt orientiert sich dabei am CASEL-Framework, einem anerkannten Modell zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen im Bildungsbereich. Neben der fachlichen und persönlichen Entwicklung der Schüler:innen zielt das Projekt darauf ab, die Lehrkräfte zu befähigen, heterogene Lerngruppen erfolgreich zu managen und inklusive Lernumgebungen zu schaffen.