Das Projekt will folgenden Hauptfragestellungen und den damit verknüpften methodischen Schritten nachgehen:
Schritt 1: Welche Faktoren, Bedingungen und Voraussetzungen beeinflussen den Erfolg ausbildungsbegleitender Massnahmen im ersten Arbeitsmarkt?
Dabei sollen Bedürfnisse und Herausforderungen von Lernenden mit Beeinträchtigungen in verschiedenen Ausbildungssituationen nachgezeichnet und Schlüsselmomente skizziert werden, wie sich kritische Situationen im Ausbildungsverlauf gestalten und welche Faktoren der Ausbildungsbegleitung (durch Betrieb, Jobcoach oder weitere Fachpersonen) sich dabei als erfolgreich erweisen. Der Fokus wird dabei auf Betriebe gerichtet, die eine berufliche Grundbildung mit EBA und EFZ im ersten Arbeitsmarkt anbieten.
Um einen Überblick über die Situation in verschiedenen Branchen und eine Basis für die gezielte Auswahl von Branchen zu erhalten, werden zunächst Branchenverbände onlinebasiert befragt. Fragen betreffen u.a. Formen der Ausbildungsbegleitung, Hintergründe der Berufsbildenden und Erfahrungen mit der Umsetzung von Inklusion im Betrieb. Aus diesem Datenpool werden ca. vier Branchen und rund 15 Betriebe ausgewählt, welche vertieft untersucht werden. Hier kommen qualitative Verfahren zum Einsatz, indem verschiedene Personen (Jugendliche, Betriebsbildende, Jobcoaches, weitere Fachpersonen, evtl. Berufsschullehrpersonen) einzeln und in Fokusgruppen interviewt werden. Aus diesem Befragungsteil resultieren Situationsvignetten, welche Herausforderungen bei Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in verschiedenen Arbeitssituationen und mögliche Umgangsweisen aufzeigen (Rosenberger, 2016).
Schritt 2: Welche Handlungsansätze sind im Hinblick auf eine verbesserte Inklusion in den Betrieben im ersten Arbeitsmarkt erfolgsversprechend?
Im Rahmen von ca. sechs bis acht interaktiven branchenspezifischen Workshops, wird zusammen mit Betriebsbildenden, Jobcoaches, betroffenen Jugendlichen und weiteren Fachpersonen, Ideen für eine Verbesserung der Inklusion im Betrieb entwickelt. Es ist geplant, die Methode der Reflecting-Teams einzusetzen (Fasching & Felbermayr, 2019). Als Anregungen für die Diskussionen werden die erstellten Situationsvignetten (Schritt 1) verwendet. In den interaktiven Workshops sollen Erfahrungen der Fachpersonen sowie auch der Jugendlichen vertieft reflektiert und nach Lösungen bei herausfordernden Situationen gesucht werden. Der Ansatz des Reflecting-Teams wird vor allem in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern der Universität Würzburg umgesetzt, welche diese Methode im Rahmen von wissenschaftlichen Studien weiterentwickelt haben.
Schritt 3: Wie müssen Ausbildungsgefässe gestaltet werden, um eine gute Inklusion zu gewährleisten?
Hier liegt der Fokus auf den Ausbildungsgefässen in Betrieben. Diese sollen genauer analysiert werden, und auf der Basis der bisherigen Erkenntnisse des Projektes Lücken identifiziert werden, wo es Weiterentwicklungen für eine verbesserte Inklusion von Lernenden mit Beeinträchtigungen (z.B. betriebliche Anpassungen, Umsetzung von Unterstützungsmassnahmen) bedarf. Ein Ziel dabei ist auch, den Unterstützungsbedarf der Ausbildungsverantwortlichen zu klären und die Frage nach relevanten Themen für die Aus- und Weiterbildung von Berufsbildner:innen zu stellen.
Dazu erfolgt zuerst eine Synthese der Ergebnisse der ersten beiden Schritte, indem die Situationsvignetten und die darauf aufbauenden Handlungsansätze für die Verbesserung der Inklusion im Betrieb schriftlich aufbereitet werden (z.B. in Form eines Leitfadens). Nach zusätzlicher Sichtung von Bildungsverordnungen und Bildungsplänen verschiedener Branchen werden allfällige Lücken und Erweiterungsmöglichkeiten skizziert. Die so entstandenen Ideen und Ansätze werden einer erweiterten Projektgruppe vorgestellt und partizipativ weiterentwickelt. Wichtig ist auch in diesem Schritt der partizipative Ansatz, indem Jugendliche mit einer Beeinträchtigung, welche bereit sind, bei der Entwicklung von Handlungsempfehlungen mitzuwirken, in die Projektgruppe einbezogen werden.