Inklusive Bildung an Hochschulen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung

Kategorie News

In einem wegweisenden Netzwerktreffen, organisiert vom Projektteam «Stark3 – inklusive Bildung an der Hochschule», kamen kürzlich Arbeitgeber:innen, Vertreter:innen aus der Hochschulbildung und Expert:innen in eigener Sache in Luzern zusammen.

Kontakt

Chantal Deuss Titel lic. rer. soc.

Funktion

Senior Consultant

Cornelia Müller Bösch Titel Prof.

Funktion

Professorin für Bildung bei kognitiver Beeinträchtigung

Die Grundlage für die angeregte Diskussion bildete eine vorgängig gemeinsam erarbeitete Sammlung von Argumenten, die verdeutlichen, warum die Bildung und die Anstellung von Menschen mit Behinderungen an Hochschulen von grossem Nutzen ist und einen Beitrag leistet zum Recht auf lebenslanges Lernen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung – wie in der UNO BRK gefordert – leistet.

Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung wird kaum umfassend die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen geboten, beispielsweise durch eine Zweitausbildung. Was das für betroffene Menschen bedeuten kann, zeigt diese Aussage:

«Man muss Menschen Gelegenheit geben, diese Selbstsicherheit und Kompetenzen zu entwickeln. Im ‹vorigen Leben›, war keine Inklusion da, ich musste viel mit den Händen arbeiten und nicht mit dem Kopf. Das fehlte mir mega. Ich fand ‹das kann es doch nicht sein, ich bin 34, ich will auch etwas anderes machen und ich will den Kindern etwas geben›.» (Aussage einer Expertin in eigener Sache in der Arbeitsgruppe im Rahmen des Projekts stark3)

Das Berufsbildungssystem in der Schweiz bietet mit seiner Durchlässigkeit auf verschiedenen Ebenen auch Menschen mit Behinderungen zahlreiche Möglichkeiten, ihren Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Allerdings werden dabei Praktiken und Auswirkungen systematischer Diskriminierung sichtbar, insbesondere für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung (Pool Maag, 2021, S. 57). Im schweizerischen Bildungssystem sind sie auf der Stufe Sek II und im tertiären Bereich praktisch unsichtbar (vgl. Grafik der EDK zum Schweizer Bildungssystem), da es kaum Bildungsangebote für sie gibt, sondern nur individuelle Massnahmen der IV (beispielsweise eine einmalige PrA Insos). Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Projektgruppe. An der Hochschule Luzern (HSLU) entwickelten Mitglieder der Hochschulleitung, Dozierende und Mitarbeitende aus dem Bereich Soziale Arbeit der HSLU und aus der HfH sowie aus weiteren Schweizer Hochschulen zusammen mit Vertreter:innen von Verbänden und Expert:innen in eigener Sache ein gemeinsames Verständnis von inklusiver Bildung an der Hochschule. Die Projektgruppe stellte konkrete Qualitätsaspekte und Leitfragen zum Thema zur Diskussion. Die Ergebnisse werden im Laufe des nächsten Jahres in die bestehenden Dokumente eingearbeitet und publiziert. 

Netzwerktreffen. Das Netzwerktreffen markierte einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Schaffung inklusiver Bildungsmöglichkeiten an Hochschulen. Es zeigte, dass die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Arbeitgeber:innen und Expert:innen in eigener Sache entscheidend ist, um eine inklusive Bildungslandschaft zu gestalten, in der alle ihr Potential gewinnbringend nutzen können.

Nächste Schritte. Als nächste Schritte sind für 2024 am 5. März 2024 ein Treffen der drei Arbeitsgruppen geplant und am 6. und 7. September 2024 die zweitägige Fachveranstaltung «Neue Wege inklusiver Bildung an der Hochschule». Bei Fragen oder falls Sie weitere Informationen benötigen, kontaktieren Sie die Projektleiter:innen unter der Mailadresse: starkhochdrei [at] hfh.ch.

Das Projekt «stark3» ist eine Kooperation der HfH mit dem Institut Unterstrass (PHZH) und wird von swissuniversities (P-7) finanziell unterstützt.

Für die Projektgruppe: Chantal Deuss, lic. rer. soc., Advanced Consultant, HfH und Cornelia Müller Bösch, Prof., Professorin für Bildung bei kognitiver Beeinträchtigung, HfH