Wie können Lehrpersonen eine rassismuskritische Schulkultur gestalten?

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Wie gelingt es, rassismuskritisch zu unterrichten? Wie erkennen Lehrpersonen rassistische Situationen, und wie sollten sie darauf reagieren? In ihrem Vortrag erläuterte Rahel El-Maawi, wie schulische Akteur:innen eine rassismussensible Schulkultur stärken können.

Kontakt

Chantal Deuss Titel lic. rer. soc.

Funktion

Senior Consultant

Daniel Hofstetter Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Professionalisierung und Kompetenzentwicklung

Im Berufsauftrag des Dachverbands Lehrpersonen Schweiz werden Lehrerinnen und Lehrer explizit dazu aufgefordert, ein inklusives Lernumfeld zu schaffen, in dem Kinder und Jugendliche Respekt gegenüber anderen und «Andersartigen» lernen können. Lehrpersonen und andere Schulakteur:innen tragen somit eine besondere Verantwortung. Dennoch wird Diskriminierung in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Gestaltung des schulischen Lebensraums noch zu wenig thematisiert.

Am Diversity Lunch Talk vom 31. Oktober 2024 erklärte Rahel El-Maawi, wie Rassismus im Bildungsbereich sichtbarer wird, und präsentierte einige Ansätze zur Schaffung einer rassismussensiblen Schulkultur. Sie ist Autorin von «No to Racism», Lehrbeauftrage und berät Schulen bei der Förderung einer diversitätssensiblen und rassismuskritischen Organisationskultur. Besonders wichtig für Kinder und Jugendliche im Unterricht sei eine breite Repräsentation, die Identifikationsmöglichkeiten bietet. Diese fehlen in den Schulbüchern, Lehrmitteln und Medien jedoch oft oder sie beinhalten lediglich abwertende Stereotypen. Dies verstärke Phänomene wie etwa Othering oder Stereotypisierung, bei denen Kinder, die nicht der vermeintlichen «Norm» entsprechen, als «anders» betrachtet werden.

Frühe Verantwortung. Bereits im Alter von zwei Jahren beginnen Kinder, äussere Merkmale zur Erklärung von Verhalten heranzuziehen. Laut El-Maawi haben wir also früh die Verantwortung, über Rassismus zu sprechen. Die gesellschaftliche Neigung zur Verdrängung oder Abwehr solcher Themen führt zu einem emotionalen Ungleichgewicht und das eigene Weltbild wird in Frage gestellt. Dieses Unwohlsein muss aber überwunden werden, um strukturelle Ungleichheiten zu hinterfragen, stereotypische Denkmuster und Machtverhältnisse aufzuheben. Rahel El-Maawi empfiehlt, die eigenen Gedanken schriftlich festzuhalten, um eine bewusste Reflexion zu ermöglichen. Nur durch diese Auseinandersetzung lässt sich eine rassismuskritische Praxis etablieren. «Wir müssen als Gesellschaft lernen, über Rassismus zu sprechen. Nur so können wir eine Sensibilität entwickeln, um Rassismus zu erkennen und nicht weiter zu reproduzieren. Denn erst eine rassismuskritische Praxis ermöglicht einen gerechten Zugang zu Bildung für alle», schreiben die Autorinnen von «No To Racism». Im Buch gehen sie noch vertiefter auf verschiedene Ansätze ein und erläutern, wie alle an einer rassismuskritischen Gesellschaft mitwirken können.

Die Veranstaltung war eine Kooperation mit dem Netzwerk «Inklusionsorientierte Professionalität».

Diversity Lunch Talk. Zweimal jährlich über Mittag bietet die Stabsstelle Gleichstellung und Diversity mit der Veranstaltungsreihe «Diversity Lunch Talk» ein niederschwelliges Angebot zur Sensibilisierung von Studierenden und Mitarbeiter:innen sowie Interessierten aus dem Hochschulkontext. Expert:innen nehmen aktuelle Themen auf, teilen ihre Erfahrungen und diskutieren diese mit dem Publikum.

Autorin: Nadja Baumgartner, BA (November 2024)