Schulentwicklung Richtung Inklusion: Anforderungen an Schulleitende

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Schulleitende nehmen eine bedeutende Rolle im inklusiven Schulentwicklungsprozess ein. In der Schweiz bestehen zur Zeit kaum Studien zu diesem Thema. Dieses Forschungsprojekt erfasst die Aufgaben von Schulleitungen in inklusiven Schulen.

Projektleitung

Meike Wolters Kohler Titel lic. phil.

Funktion

Senior Lecturer

Fakten

  • Dauer
    08.2017
    09.2019
  • Projektnummer
    5_52

Projektteam

Fragestellung

Fragestellung: Welche Anforderungen werden an Schulleitungen im Entwicklungsprozess hin zur inklusiven Schule gestellt?

Zur Beantwortung der Fragestellung interessiert, welche Aufgaben in kantonalen und lokalen Sonderpädagogikkonzepten für Schulleitende formuliert werden und welche Aufgaben Schulleitende selber in Bezug auf die Inklusion in ihrem Alltag wahrnehmen.

Methodisches Vorgehen

Die Dokumentenanalyse von lokalen und kantonalen Sonderpädagogikkonzepten (N=26) führt zu einer Darstellung der Schulleitungsaufgaben auf Konzeptebene. In vier Gruppeninterviews (N=14) mit Schulleitenden wird erhoben, welche Aufgaben Schulleitende in inklusiven Schulen wahrnehmen und bewältigen. Zusätzlich zeigt eine Frequenzanalyse wie oft Schulleitungen in den Konzepten überhaupt erwähnt werden.

Ergebnisse

Die Analyse der gewonnen Daten zeigt, dass Aufgaben von Schulleitungen in der Inklusion vielfältig und umfangreich sind. In den Konzepten und in den Interviews werden am meisten Aufgaben auf struktureller Ebene genannt. Dazu gehören beispielsweise Aufgaben wie haushaltsbezogene Planung und Kontrolle, Klärung von Rollen, Qualitätssicherung und die Implementation neuer Strukturen. Die Angaben in den Konzepten geben jedoch keine Hinweise dazu, wie Schulleitende inklusive Schulstrukturen im Sinn einer Organisationsentwicklung einführen, aufrechterhalten und weiterentwickeln können. Sowohl in den Konzepten als auch in den Interviews fehlen explizite Aussagen zur Bedeutung oder zum Wissensmanagement von sonderpädagogischem Fachwissen an den Schulen. Zusätzlich wird eine Diskrepanz deutlich zwischen Konzepten, in denen sonderpädagogische Fachpersonen vorgesehen sind und den Aussagen in den Interviews, die den Mangel von ausgebildeten Fachpersonen und teilweise unattraktiven Anstellungsverhältnissen thematisieren.

Fazit für die Praxis

  • Zwischen den Anforderungen in der Praxis, den Schulentwicklungsprozess in Richtung Inklusion zu führen und den unterstützenden Angaben in Konzepten und Theorie besteht eine Diskrepanz. Zusätzlich fehlen für den deutschsprachigen Raum, spezifisch für die Schweiz, weitgehend prozessbezogene, empirisch fundierte Instrumente, welche Schulleitungen in diesem Prozess unterstützen könnten.
  • Die analysierten Konzepte sehen den Einsatz von sonderpädagogischen Fachpersonen vor. Die Auswertung der Interviews weist jedoch auf einen Mangel an ausgebildeten Fachpersonen hin. Hier brauchen Schulleitungen Klärung dazu, wie sie trotz dieses Mangels die Inklusion in der geforderten Qualität umsetzen können. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, sonderpädagogisches Wissen explizit für die Schule bereitzustellen und der ganzen Schule zugänglich zu machen. Empfohlen wird ein gezieltes Wissensmanagement an den Schulen hinsichtlich sonderpädagogisch relevanter Themen gemeinsam mit involvierten Personen und Behörden zu etablieren.
  • Schulleitungen werden bis anhin fachlich nicht ausreichend auf ihre Aufgaben in der inklusiven Schule vorbereitet. Ein entsprechendes Angebot sollte geschaffen werden.

Literatur

  • Studer, M. & Wolters, M., Brenzikofer, E. (2014). KoKa Kooperations-Karten: Für die Zusammenarbeit von Lehrpersonen im integrativen Setting. Schlussbericht. Zürich: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik.
  • Huber, S.G. (2009). Schulleitung - Anforderungen und Professionalisierung aus internationaler Perspektive. Lehren & Lernen, 8/9, 12-21.