«Social Stories» als Methode wirksamer Förderung pragmatisch-kommunikativer Kompetenzen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen (mit hohem Funktionsniveau) im Primarschulalter.

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und einem hohem Funktionsniveau haben trotz insgesamt guter sprachlicher Kompetenzen in der Regel erhebliche Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Die Auffälligkeiten, die sich aus logopädischer Sicht speziell auf die pragmatische Kommunikationsebene beziehen, können insbesondere ab dem Grundschulalter zu deutlichen Teilhabeeinschränkungen führen. Um diesen entgegenzuwirken sind evidenzbasierte Förderprogramme zur Verbesserung der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen wünschenswert. Der Ansatz der Social Stories (Gray 2001, 2010) ist ein im anglo-amerikanischen Sprachraum verbreitetes und evaluiertes Konzept zur Förderung der sozial-kommunikativen Kompetenzen von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen. Die Social Stories werden auch im deutschsprachigen Raum zunehmend verwendet, deutschsprachige Wirksamkeitsstudien liegen aber bisher nicht vor. 

Projektleitung

Andreas Eckert Titel Prof. Dr.

Funktion

Professor für Kommunikation und Partizipation bei Autismus

Anke Sodogé Titel Prof. Dr.

Funktion

Senior Researcher

Fakten

  • Dauer
    03.2014
    03.2016
  • Projektnummer
    4_26

Fragestellung

Basierend auf diesen Erkenntnissen standen zwei Fragestellungen im Vordergrund des folgend dargestellten Forschungsprojektes:

  • Können durch den Einsatz individuell zugeschnittener Social Stories ausgewählte pragmatisch-kommunikative Kompetenzen von Kindern mit einer ASS mit einem hohen Funktionsniveau nachweisbar verbessert werden?
  • Lässt sich eine Generalisierung eines möglichen Kompetenzgewinns ausserhalb des Interventionsrahmens aufzeigen?

Methodisches Vorgehen

In einer Interventionsstudie an der Hochschule für Heilpädagogik wurde die Wirksamkeit von Social Stories auf definierte pragmatisch-kommunikative Kompetenzen überprüft. Über einen Zeitraum von zehn Wochen wurden vier Jungen im Alter von 9-12 Jahren an zwei wöchentlichen Terminen zunächst im Einzelsetting, später im Zweiergruppensetting mit dem Ansatz der Social Stories gefördert. Die Untersuchung umfasste kontrollierte Einzelfallstudien und folgte einem Multiple Baseline Design (MBD), mit den Kriterien der Betrachtung mehrerer Probanden sowie unterschiedlicher Verhaltensweisen. Im Vordergrund standen dabei die angemessene Anwendung von Blickkontakt, das Initiieren und Aufrechterhalten eines Gespräches sowie das Turntaking in gemeinsamen Aktivitäten. Alle Fördereinheiten wurden videographiert und im Anschluss sowohl einer kategoriengeleiteten qualitativen als auch quantitativen Analyse unterzogen. Des Weiteren wurde ein von den Eltern vor und nach der Intervention ausgefüllter Fragebogen zum Pragmatischen Profil (Dohmen et al. 2009) ausgewertet.

Ergebnisse

Ein erstes Ergebnis der Studie bezieht sich auf die Anwendbarkeit des Förderansatzes der Social Stories. In Kombination mit weiteren klassischen Elementen der Förderung sozialer Kompetenzen von Kindern mit ASS (u.a. Strukturierungshilfen nach TEACCH, Regel- und Verstärkersysteme) kann die Förderung sehr gut an den Kompetenzen und Interessen der Kinder mit hohen sprachlichen und kognitiven Kompetenzen ansetzen.

Die Überprüfung der Wirksamkeit der Social Stories auf die Entwicklung pragmatisch-kommunikativer Kompetenzen fiel demgegenüber weniger eindeutig aus. Während sich in den Elternfragebögen deutliche Verbesserungen in mehreren sozial-kommunikativen Verhaltens-bereichen zeigten, konnten in der quantitativen Auswertung nur wenige signifikante Unter-schiede aufgezeigt werden. Positive Entwicklungen wurden in diesem Sinne sowohl von den Eltern als auch den Therapeutinnen wahrgenommen und beschrieben, liessen sich im Rahmen der angewandten Forschungsmethodik jedoch nur begrenzt quantitativ nachweisen.

Basierend auf den Erkenntnissen dieser Projektphase wurde im Anschluss ein zehnwöchiges Sozialtrainingsprogramm in der Gruppe für drei der an der Untersuchung beteiligten Kinder angeboten. Diese wurde ebenfalls regelmässig videographiert sowie qualitativ ausgewertet.

Publikationen

  • Eckert, A., Sodogé, A., Volkart, F., & Schaub, S.
    (2016).
    Wirksame Förderung pragmatisch-kommunikativer Kompetenzen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen nach dem Ansatz der Social Stories™.
    Heilpädagogische Forschung,
    42
    (4),
    213–226.
  • Eckert, A., & Volkart, F.
    (2016).
    Sozialtraining in der Gruppe für Kinder und Jugendliche mit einem Asperger-Syndrom oder Hochfunktionalen Autismus – Literaturanalyse und Praxisreflexion.
    Zeitschrift für Heilpädagogik,
    67
    (8),
    367–380.