Kommunikation als Brücke zur Teilhabe: Bericht zur Antrittsvorlesung von Prof. Karoline Sammann

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Die Verbindung von Wissenschaft, Praxis, Bewegung und Sprache: Eine Zusammenfassung der Antrittsvorlesung der neuen Leiterin des Institutes für Kommunikation und Sprache. 

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Die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) erlebte am Dienstag, den 19. September 2023, einen wegweisenden Vortrag über die Förderung kommunikativer Kompetenz für die Teilhabe in Schule und Gesellschaft. Prof. Karoline Sammann hielt ihre beeindruckende Antrittsvorlesung anlässlich der Übernahme der Leitung des renommierten Institutes für Sprache und Kommunikation im Januar 2023. Die Veranstaltung markiert einen wichtigen Abschnitt für die Hochschule und die Neuorientierung des Institutes verspricht spannende Forschungsergebnisse und innovative Ansätze im Bereich Kommunikation und Sprache. 

Wissenschaft, Praxis, Bewegung und Sprache. In der Begrüssung wies Prof. Dr. Barbara Fäh, Rektorin der HfH, auf die beeindruckende Laufbahn von Prof. Karoline Sammann hin, eine Karriere, welche die wechselseitigen Beziehungen von Wissenschaft und Praxis sowie der Fachthemen Bewegung und Sprache einschliesst. Karoline Sammanns berufliche Reise begann im Jahr 2004 mit der Diplomierung als Sonderpädagogin an der Universität Hannover. Ihr Weg führte sie über das Fraunhofer Institut zurück an die Universität Hannover, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Themenbereichen Sprachheilpädagogik- und Psychomotorik tätig war, und von dort an die HfH, wo sie als Lehrende und Modulleitende in den Studiengängen Schulische Heilpädagogik, Logopädie und Psychomotoriktherapie wirkte und zudem in Forschung, Weiterbildung und Dienstleistungen tätig war. 2015 wurde sie zur Dozentin berufen. Dem Berufsfeld blieb Karoline Sammann währenddessen verbunden – als Therapeutin, fachliche Leiterin einer Therapiestelle und als Praktikumsbegleiterin. Insbesondere mit den Forschungsprojekten SPRINT und KOMPAS schaffte sie es immer wieder, eine Brücke zu bauen zwischen Theorie, Praxis und Wissenschaft. Der jüngste Meilenstein in ihrer Laufbahn erfolgte im Januar 2023, als Karoline Sammann die Leitung des Institutes für Sprache und Kommunikation von Prof. Dr. Anke Sodogé übernahm. Anke Sodogé hatte das Institut nach sieben Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit übergeben.

Sich verständlich machen können und verstanden werden. In ihrer Antrittsvorlesung betonte Prof. Karoline Sammann, dass Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der gesellschaftlichen, beruflichen und kulturellen Teilhabe von Menschen spiele und kommunikative Partizipation sehr relevant sei, um Bildungsgerechtigkeit erreichen zu können. Entsprechend wurde der Anlass simultan in Gebärdensprache übersetzt. 

Karoline Sammann ging auf aktuelle, internationale Forschungsergebnisse ein und identifizierte zwei wichtige Trends: Frühe Intervention zeigt positive Effekte auf die kommunikative Partizipation. Die Dauer der Therapie hat wenig Einfluss. Leider gibt es noch viele Forschungslücken im deutschsprachigen Raum, zum Beispiel bezogen auf die empirisch belegte Wirksamkeit von Therapien und betreffend der Ziel- und Altersgruppe mehrsprachige Kinder zwischen vier und sieben Jahren. 

Karo Sammann auf dem Podium: ««Wirkliche kommunikative Teilhabe ist dann erreicht, wenn alle Menschen in beiden Richtungen kommunizieren können, das heisst sich verständlich machen können und verstanden werden.»

Die Institutsleiterin präsentierte das Forschungsprojekt KOMPAS 2 und erörterte die innovativen Ansätze zur Therapie und Förderung kommunikativer Kompetenz. Der Fokus des Projekts liegt auf praxisnahen Aspekten, wie der Stärkung der Kommunikationsfähigkeiten, der Schaffung inklusiver Kommunikationsräume und der Nutzung digitaler Technologien zur Erweiterung des Kommunikationsaustauschs. SPRINT, als Teilprojekt von KOMPAS, wurde von der Praxis sehr gut aufgenommen und wird aktuell in vielen Kindergärten eingesetzt, wie auch in der Kinderbetreuung und -pflege. 

Die Expertin unterstrich, dass wirkliche Teilhabe dann erreicht werde, wenn Menschen in beiden Richtungen kommunizieren können. Äussere Faktoren, welche die Partizipation stark beeinflussen, sind situative Bedingungen, die Sprechweise, der Kontakt und die Haltung von Personen, die Familien- und Umgebungssprache sowie die Art der Aktivität: also sprechen, hören, lesen oder schreiben. Hinzu kommt die Art des Mediums: analog, digital, direkt, indirekt. Ausgewählte Videoclips, präsentiert in der Vorlesung, zeigten Situationen, in denen motivierte Kinder, doch Schwierigkeiten haben, zu kommunizieren. Beispielsweise gelingt es «Mikrina», vor allem dann kommunikativ im Kindergarten zu partizipieren, wenn sie auf Kommunikations- und Sprachhandlungsmuster zurückgreifen kann, die sie in der alltagsorientierten Sprachförderung angeleitet von ihrer Lehrperson gemeinsam mit ihren Kolleg:innen erworben hat. 
Die Fachperson übernimmt eine wichtige Brückenfunktion. Für die Erfassung  der kommunikativen Kompetenz kann gut und einfach das Communication Function Classification System (CFCS) herangezogen werden.  

Das Institut für Sprache und Kommunikation an der HfH, unter der Leitung von Prof. Karoline Sammann, hat ehrgeizige Ziele. Bis 2033 strebt es an, das nationale Kompetenzzentrum für Sprache und Kommunikation im heilpädagogischen Bereich zu werden. Damit macht das Institut einen bedeutenden Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft, in der Kommunikation die zentrale Brücke ist.

Barbara Fäh (rechts) beglückwünscht Karo Sammann zur gelungenen Antrittsvorlesung am 19. September 2023.

Rund 60 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil, darunter Familie, Arbeitskolleg:innen und andere Wegbegleiter:innen der Karriere von Karoline Sammann. Der Event endete mit einem Apéro, welcher rege zum Networking genutzt wurde. Zu den rund 60 Teilnehmer:innen, welche an der HfH dem Vortrag mit Übersetzung in Gebärdensprache folgten, waren rund ca. 60 Gäste online dazugeschaltet. 

Autorin: Sabine Hüttche, MSc., Leiterin Hochschulkommunikation