Kommunikative Kompetenzentwicklung bei mehrsprachigen Kindergartenkindern: Förderkonzept SPRINT

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Das SPRINT-Konzept bietet Kindergartenlehrpersonen und TherapeutInnen theoretische Grundlagen und praktische Anregungen zur Gestaltung von bewegungsorientierten Sequenzen zur Förderung der Sprachhandlungskompetenz von mehrsprachigen Kindergartenkindern unter besonderer Berücksichtigung der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen.

Das Konzept unterstützt den Zweitspracherwerb und trägt zur Prävention von Spracherwerbsstörungen bei. Ein grosser Nutzen des Konzeptes liegt darin, Kindern und Lehrpersonen welche sich im Bereich der frühen Sprachbildung (1.Zyklus LP21) bewegen ein alltagskompatibles sprachhandlungsorientiertes Lehrmittel zur Verfügung stellen zu können.

Projektleitung

Karoline Sammann Titel Prof.

Funktion

Leiterin Institut für Sprache und Kommunikation

Fakten

  • Dauer
    10.2019
    07.2020
  • Projektnummer
    4_42

Projektteam

Kooperationen

Ausgangslage und Ziele

Die Frage, wie wirksame Sprachförderung gelingen kann, welche Konzepte und Methoden hierfür geeignet und praxistauglich sind, ist in den Bildungsdirektionen aller Kantone wie in den Schulgemeinden trotz einer Vielzahl von Initiativen zur Sprachförderung immer noch ein hochaktuelles Thema.

Die Mitarbeitenden der HfH setzten sich aktuell mit diesem Anspruch der Praxis aufgrund einer aktuellen Problemlage in einer Züricher Schulgemeinde auseinander. In der Schulgemeinde ist der Anteil der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache und daraus resultierenden Defiziten in der Sprachkompetenz sowie auch von Kindern mit dem Verdacht auf Spracherwerbsstörungen sehr hoch. Gleichzeitig besteht ein Mangel an Fachpersonal mit Kompetenzen im Bereich der Sprachförderung. Die Mitarbeitenden der HfH sind aufgefordert gemeinsam mit den Praktikerinnen ein Konzept zur Förderung der Sprachhandlungskompetenz von mehrsprachigen Kindergartenkindern durch handlungsorientierte Sprachförderung zu entwickeln.

Das Ziel ist die Entwicklung und Veröffentlichung eines theoriegeleiteten Konzepts zur Förderung der Sprachhandlungskompetenz von mehrsprachigen Kindergartenkindern unter besonderer Berücksichtigung der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen.

Methodisches Vorgehen

Das Konzept zur Förderung der Sprachhandlungskompetenz von mehrsprachigen Kindergartenkindern durch Sprachförderung richtet sich an

  • Mehrsprachige Kinder im Kindergartenalter (4–7 Jahren) zur Unterstützung des ungestörten Spracherwerbs in der Zweitsprache Deutsch
  • Mehrsprachige Kinder im Kindergartenalter (4–7 Jahren) mit potentiellen Entwicklungsrisiken beim Zweitspracherwerb: Risiko der Spracherwerbsstörung in der Erst-und Zweitsprache
  • Mehrsprachige Kinder im Kindergartenalter (4–7 Jahren) mit potentiellen allgemeinen Lernschwierigkeiten, die sich auf den Zweitspracherwerb auswirken können.

Das Konzept wurde von Karoline Sammann und Anke Sodogé entwickelt, im stetigen Austausch mit dem Praxiskooperationspartner. In der Entwicklungsphase wurde es additiv in Kleingruppen von einer Therapeutin im Kindergarten durchgeführt. Alle Sequenzen wurden auf Video aufgezeichnet und anschliessend von 2 Fachpersonen Kriterien geleitet reflektiert und überarbeitet.

Der Aufbau des Förderkonzepts wurde durch die Grundannahmen der pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen nach Sallat und Speer (2018) und Achhammer (2014) und der bewegungsorientierten Sprachförderung nach Madeira-Firmino (2015) bestimmt. Auf der Grundlage von Basiskompetenzen (z.B. Sensorik, Motorik, Emotion, Aufmerksamkeit) wurden paraverbale und nonverbale Kompetenzen (Mimik, Gestik, Prosodie) und sprachliche Kompetenzen (z.B. Sprachakte, Implikaturen, Ironie, Höflichkeit u.a.) erworben. Diese wurden im Förderkonzept im Rahmen der intrapersonellen und der interpersonellen Ebene und in flexiblen Kontexten rezeptiv und produktiv in bedeutungsvollen Spiel- und Bewegungssequenzen abgebildet.

Ergebnisse und Fazit für die Praxis

Das Konzept unterstützt den Zweitspracherwerb und trägt zur Prävention von Spracherwerbsstörungen bei. Ein grosser Nutzen des Konzeptes liegt darin, Kindern und Lehrpersonen, welche sich im Bereich der frühen Sprachbildung (1.Zyklus LP21) bewegen ein alltagskompatibles sprachhandlungsorientiertes Lehrmittel zur Verfügung stellen zu können. Lehrpersonen können dadurch einerseits von aufwendigen Vorbereitungsarbeiten entlastet und andererseits gezielt im Bereich der Sprachbildung unterstützt und weitergebildet werden. Langfristig kann so eine Sensibilisierung bei Lehrpersonen stattfinden, welche in Hinsicht auf Sprachförderung und Spracherwerbsstörungen sehr wesentlich sein kann. Das Konzept bietet Kindergartenlehrpersonen und Therapeut:innen Grundlagen und Anregungen zur Gestaltung von bewegungsorientierten Sequenzen zur Förderung der Sprachhandlungskompetenz. Die Fördersequenzen sollen in den Kindergartenalltag integriert werden können.

Resultate sind:

  • eine theoriegeleiteten Förderkonzeption für den Kooperationspartner und die Praxis
  • Veröffentlichung des Förderkonzepts SPRINT als digitales Lehrmittel
  • Das Förderkonzept kann im Rahmen eines Folgeprojektes evaluiert werden

Literatur

  • Achhammer, B. (2014). Förderung pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten bei Kindern. Evaluation einer gruppentherapeutischen Intervention mit Methoden des Improvisationstheaters. Unveröffentlichte Dissertation. Ludwig-Maximilians-Universität München.
  • Madeira Firmino, N. et al. (2014). «Bewegte Sprache» im Kindergarten. Überprüfung der Effektivität einer alltagsorientierten Sprachförderung. Forschung Sprache, E-Journal für Sprachheilpädagogik, Sprachtherapie und Sprachförderung, 2(1), 34-47.
  • Sallat, S., & Spreer, M. (2018). Pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten in der Schule fördern. In: T. Jungmann, B. Gierschner, M. Meindl, & S. Sallat (Hrsg.). Sprach- und Bildungshorizonte... Wahrnehmen – Beschreiben – Erweitern. Schulz Kirchner.